„Abstand halten“.
Diesen Satz hören wir in der jetzigen Zeit der Pandemie immer wieder.
So ein Satz wäre vor einem Jahr vielleicht diskriminierend gewesen, weil Diskriminierung und Abstand oft etwas gemeinsam haben.
Zum Beispiel wollen wir Abstand halten von einer Person, die schlecht gekleidet in der Bahn oder im Bus neben uns sitzen will. Es gibt viele ähnliche Ereignisse der Diskriminierungen in der Gesellschaft.

Nicht nur in Israel, sondern in vielen anderen Ländern gab und gibt es solche Abstandsregelung. Ich denke dabei auch an das Kastensystem und die Unberührbarkeit in meiner Heimat.

Die Bibel berichtet, dass ein Leprakranker Abstand halten musste.
Er durfte sich nicht in die Öffentlichkeit begeben. Von dieser Regelung haben wir in der ersten Lesung gehört. Ja, diese Menschen waren in der damaligen Gesellschaft unerwünschte, ja abgeschobene Wesen..

Der Mann im Evangelium war aber anders.
Er zeigte Mut und durchbrach diese unmenschliche Tradition.
Denn er hatte große Hoffnung, dass Jesus ihm helfen wird.
Dieser Glaube befreite ihn von dem Zwang.
Mit ihm brach auch Jesus die Tradition. Er streckte seine Hand aus und berührte ihn.
Jesus wollte keinen Abstand. Er suchte die Nähe zu den Bedürftigen.
Denn seine Nähe war eine heilende Nähe.

Zum Schluss zeigte der Mann noch ein weiteres Mal seinen Mut. Durch seinen ‚Ungehorsam‘ meinte er, dass er keine Bestätigung eines Priesters für seine Reinheit braucht, obwohl Jesus ihn auf die Tradition und die Regel aufmerksam macht.
Die Menschen und die Gesellschaft, die ihm bei seiner Krankheit nicht geholfen haben, waren ihm auch nach seiner Genesung nicht mehr wichtig. Das war wirklich ein revolutionärer Schritt.
Die Erfahrung mit Jesus gab ihm diesen Mut. Er hat den richtigen Mann getroffen und diese Erfahrung war vollkommen befreiend.
Deshalb ging er weg und berichtete überall was geschehen war.

Ja, Mut ist das Stichwort im heutigen Evangelium.
Mut heilt Wunden… Mut verändert Menschen.
Oft fehlt uns leider solcher Mut um manche Dinge zu ändern. Vielleicht auch deshalb, weil wir noch nicht von Jesus befreit wurden. Unsere Welt ist eine Welt der Gebote und der Verbote…

Abstand halten:
Hier geht es nicht um Äußerlichkeiten.
Vielmehr sollen wir von Unrecht, von Unmenschlichkeit und
von der geistigen Sklaverei Abstand halten…
Wir sollen die anderen nicht krank machen, sondern heilen,
oder sie wenigstens zum heilenden und befreienden Gott hinführen.
Dazu brauchen wir die Kraft des Heiligen Geistes.

Jesus kennt keinen Abstand. Nur deshalb können wir ihn in der Eucharistie erleben. Er will, dass wir mutige Menschen werden.
Dazu segne uns Gott. Amen!